Georg Witkowski kommt mit 14 Jahren im Oktober 1877 mit seinen Eltern und den beiden jüngeren Brüdern von Berlin nach Leipzig. Bis auf die zwei Jahre in München, wo er sein Studium fortsetzt und mit Auszeichnung abschließt, wirkt Georg Witkowski 60 Jahre in Leipzig. 1889 wird er als Privatdozent für deutsche Sprache und Literatur zugelassen. Er beschäftigt sich mit der deutschen Literatur des 17. bis 19. Jahrhunderts, mit dem Lebenswerk Goethes, mit Theaterdramaturgie und Theatergeschichte, mit theoretischen und praktischen Fragen der Editionstechnik und gibt Bücher heraus. Durch Gründung des Leipziger Bibliophilen-Abends 1904 und Herausgabe der Zeitschrift für Bücherfreunde ab 1908 nimmt er entscheidenden Einfluss in der Buchstadt Leipzig. Die Bibliophilie etabliert er als wissenschaftlich begründete Buchkunde, die Verleger, Drucker, Autoren und Wissenschaftler zusammenbringt.
Zum ordentlichen Professor wird er nie ernannt. Ein Jahr vor seiner Emeritierung erfolgt die Ernennung zum persönlichen Ordinarius. 1933 entzieht man ihm wegen seiner jüdischen Abstammung die Lehrbefugnis und 1934 das Ruhegehalt. Vom 30. Oktober bis 12. November 1937 inhaftiert die Gestapo ihn im Polizeigefängnis Wächterstraße. Sein Haus in der Ehrensteinstraße 20 wird durchsucht. Im Mai 1939 gelingt noch die Ausreise mit seiner Frau zu Verwandten nach Amsterdam. Georg Witkowski ist 76 Jahre alt, als er sehr krank am 21. September 1939 an Lungenkrebs stirbt.
Die Lesung wird von Melanie Eulitz und Tom Schremmer gehalten.